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Die Regenbogenfamilie als (Fach)Pflegefamilie

(c)liebedeinestadt; regenbogenfamilien-koeln.de

Am 26. Oktober 2016 haben sich die Mitarbeiter/innen des Erziehungsbüro Rheinland Guido Wedemann und Maike Spanger in Kooperation mit Sarah Dionisius vom Rubicon mit interessierten Teilnehmer/innen im Rubicon Köln getroffen. Grund für dieses Treffen war ein offener Austausch über das Thema Regenbogenfamilien und Pflegekinder. Das Erziehungsbüro Rheinland möchte Regenbogenfamilien dabei unterstützen, sich mit dem Thema Pflegefamilie und Fachpflegefamilie auseinanderzusetzen.

In einer persönlichen und zugleich offenen Runde konnten die Teilnehmenden Fragen stellen. Dabei ging es beispielsweise um Fragen nach dem Sorgerecht oder, wie „öffentlich“ ist man als Pflegefamilie. Was bedeutet es ein Pflegkind zu sich zu nehmen und was genau muss ich bzw. wir als Familie dafür tun? Dabei gibt es kleine aber feine Unterschiede zu beachten. Was genau ist eine Pflegefamilie und was genau ist eine Fachpflegefamilie? Dazu haben Guido Wedemann und Maik Spanger im Vorfeld aus ihrer beruflichen und zum Teil auch persönlichen Erfahrung berichtet.

Was genau ist eine Erziehungsstelle?

Als Erziehungsstellen bezeichnet man Familien, die wie eine Pflegefamilie ein oder zwei Kinder in ihrer Familie aufnehmen. Da die Kinder durch ihre bisherigen Erfahrungen im Leben besonders beeinträchtigt sind, benötigen sie auch eine besonders qualifizierte Pflegefamilie, die Erziehungsstelle (auch Fachpflegefamilie genannt). Diese zeichnet sich dadurch aus, dass mindestens ein Elternteil eine pädagogische Ausbildung besitzt und möglichst beide über Erfahrungen in der Kinder- und Jugendarbeit verfügen. Fehlt die Ausbildung, können die benötigten Kenntnisse im Rahmen einer Schulung erworben werden. Aufgabe der Pflegeeltern ist es, auf die traumatisierten Kinder einzugehen, ihnen den benötigten Schutz zu geben und die Stabilität zu vermitteln, die sie für ihre Entwicklung benötigen. Daneben sollen die Kinder die Erfahrung des Aufwachsens in einer Familie, gegebenenfalls mit den leiblichen Kindern der Fachpflegefamilie als Geschwister, machen können. Das Ziel: Die Kinder erleben Familie als tragfähiges und stützendes Bindungs- und Beziehungsangebot. Die Erziehungsstelleneltern erhalten für die Aufnahme eines Pflegekindes ein vom Land NRW festgelegtes monatliches Pflegegeld sowie einen monatlichen Erziehungsbeitrag. Es handelt sich nicht um eine sozialversicherungs- und steuerpflichtige Tätigkeit.

Welche Kinder werden in Erziehungsstellen aufgenommen?

Erziehungsstellen bieten Kindern, deren Eltern sich nicht angemessen um sie kümmern können, Schutz und ein neues Zuhause. Die Kinder und Jugendlichen haben in der Herkunftsfamilie Verwahrlosung, Vernachlässigung und/oder Gewalt erlebt und sind in den meisten Fällen traumatisiert. Ein anderer Grund für die Vermittlung kann eine Behinderung des Kindes sein, wenn die leiblichen Eltern die besonderen Bedürfnisse des Kindes nicht erfüllen können. Erziehungsstellen eignen sich vor allem für Säuglinge, Kleinkinder und junge Kinder, die aufgrund familiärer Schwierigkeiten wie zum Beispiel Missbrauch, Gewalt oder Mangelerfahrungen nicht mehr in ihrer Herkunftsfamilie leben können und deren Grundbedürfnisse nach Zuwendung, Geborgenheit und Sicherheit bisher nicht erfüllt wurden. Erziehungsstelleneltern bieten nicht nur professionelle Hilfe, sondern auch Geduld, Liebe und Einfühlungsvermögen. Die Erziehungsstelle ersetzt die Familie in jeder Hinsicht; die Pflegeeltern machen als „neue Eltern“ ein deutliches Bindungs- und Beziehungsangebot.

Wer sich als Fachpflegestelle für Kinder und Jugendliche zur Verfügung stellt übernimmt viel Verantwortung. Wir beim Erziehungsbüro Rheinland sind erste Anlaufstelle für Menschen, die als Erziehungsstelleneltern tätig sein wollen.

Wer kann Erziehungsstelle werden?

Mit dem Engagement für Kinder und Jugendliche stellt sich eine Einzelperson, ein Paar oder eine Familie in den Dienst an traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Voraussetzung für diese anspruchsvolle Aufgabe ist eine pädagogische oder psychologische Ausbildung mindestens eines Lebenspartners oder Elternteils. Die Familie muss von der Erziehungsstellenarbeit finanziell unabhängig sein. Das bedeutet, dass die Eltern ihr Einkommen aus ihrem Beruf erzielen, nicht aus der Erziehungsstellen-Tätigkeit.

Die Vorbereitung auf eine Tätigkeit als Erziehungsstelle dauert mit allen Gesprächen zirka ein halbes Jahr. Wenn Sie an einem Schulungskurs teilnehmen, dauert es rund ein Jahr, bis Sie als Pflegeeltern tätig sein können.

Neben diesen Informationen ging es bei der Informationsveranstaltung im Rubicon auch um ganz persönliche Erfahrungen und die eigene Lebensgeschichte, die zu solch einer Entscheidung führen kann. Nach einem fast zwei stündigen Austausch sind alle Teilnehmer/innen mit ganz unterschiedlichen Eindrücken nach Hause gegangen. Für alle Besucher/innen, aber auch für die, die nicht teilnehmen konnten besteht weiterhin die Möglichkeit sich bei Fragen ans uns zu wenden.

Wir möchten uns bei allen Teilnehmer/innen und bei Sarah Dionisius für den sehr netten Abend im Rubicon bedanken!

Weitere Informationen auf der Webseite des Erziehungsbüro Rheinland

Kontakt: Guido Wedemann, Tel: 0221/720 262 26 oder wedemann@erziehungsbuero.de

geschrieben von Guido Wedemann


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