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Wanted: Regenbogenfamilien als Pflegefamilien

miniaturfamily;(c)regenbogenfamilien-köln.de

 Mehrere Hundert Kinder müssen jedes Jahr in Deutschland aus ihren Familien genommen werden, viele davon sind jünger als fünf Jahre. Meist passiert das, weil das Wohl des Kindes nicht mehr gesichert werden kann. Wenn Gewalt, Überforderung, mangelnde Versorgung oder unsichere Zustände im Spiel sind. Wer nimmt sich dieser Kinder an?

Wir - Trotzdem e.V., ein freier Träger der Jugendhilfe -   arbeiten u.a. mit Pflegefamilien bzw. Projektstellen "jeglicher Art“. Da wir davon überzeugt sind, dass wir eine möglichst breite Palette an Lebensentwürfe benötigen, um Kinder gut begleiten, würden wir gerne mehr mit Regenbogenfamilien zusammenarbeiten - einzelnen Personen, Paaren, mit und ohne eigenen Kindern…

Funktionierendes Familienleben erfahren

Wenn Kinder auf Dauer untergebracht werden müssen, bleibt oft nur das Kinderheim. Doch es gibt Alternativen. Ein bewährtes Konzept lässt Kinder funktionierendes Familienleben erfahren: Die Unterbringung in sogenannten „familienanalogen Fachpflegestellen und Betreuungsstellen“ mit intensiver Begleitung durch Familientherapeut*innen, Supervision und Anbindung an andere Betreuungsstellen- Familien bei einem Jugendhilfeträger.

Kindern ein Zuhause geben – eine große Verantwortung

Wir arbeiten seit über 20 Jahren mit einem systemischen Ansatz und begleiten u.a. diese Art der Pflegefamilien. Niemand bekommt einfach so ein Kind zugewiesen und dann ist gut. Die zuständige Koordinator*in besucht die Familie alle 3 Wochen und ist Ansprechperson für das jeweilige Setting. Auch ganz wichtig: Die Kinder können sich jederzeit an uns wenden, wenn etwas ist. Es geht darum, ein geborgenes, sicheres Aufwachsen zu ermöglichen – auch für Kinder, die schon schwierige Erfahrungen in ihrem meist kurzen Leben machen mussten.

Mehr als ein Vollzeitjob

(c)Trotzdem e.V
(c)Trotzdem e.V

Alle müssen wissen, worauf sie sich einlassen. Nicht nur Partner*in und eigene Kinder, auch Freund*innen, Großeltern, das gesamte soziale Umfeld gehören dazu. Alle in der Familie lebenden Kinder sollen erleben wie gesunde Beziehungen aussehen können, wie man sich streitet und versöhnt, sich umeinander kümmert. Im Alltag ist der Aufwand bei einem aufgenommenen Kind meist noch größer als bei den eigenen Kindern: Neben KiTa- bzw. Schulterminen kommt noch die Anbindung ans Jugendhilfesystem dazu: Termine im Jugendamt, begleiteter Umgang mit leiblichen Eltern(teilen), eventuell Förderung durch Logopädie o.a., manchmal psychotherapeutische oder diagnostische Termine etc. Daher gibt es auch eine angemessene Aufwandsentschädigung, die es den Familien ermöglicht, dass eine*r anfangs zuhause bleibt, um das aufgenommene Kind erst einmal zu sichern und zu stabilisieren. Weiterhin besteht auch bei sehr jungen Kindern (unter 8) die Möglichkeit selber Elternzeit beim eigenen Arbeitgeber zu beantragen.

 

„Familie“ meint bei uns die ganze Vielfalt des Lebens: Einzelpersonen, Paare „jeglicher Art“,Kleeblatt- und Patchworkfamilien, mit und ohne eigene Kinder, verschiedenste Altersstufen,Lebensumstände und Konstellationen – es geht vor allem um die Passung zwischen Kind und„Familie“.

Wie wird man Betreuungsfamilie?

“Der erste Schritt ist ein Gespräch mit uns”, sagt Tanja Heidtmann, Pädagogische Leitung bei TROTZDEM e.V. Dafür ist es am einfachsten erst einmal unter 0211 - 8800077 anzurufen (sorry – ja, wir sitzen in Düsseldorf....) oder sich per Mail unter Info@trotzdem-ev.de an Tanja Heidtmann zu wenden. Dennoch darf niemand damit rechnen, direkt ein Kind zur Betreuung zugewiesen zu bekommen. Der Prozess ist schon deshalb langwierig, damit zukünftige Betreuungsfamilien möglichst optimal auf ihre Arbeit vorbereitet werden können. “Damit stehen wir aber auch für besondere Qualität”, versichert Tanja Heidtmann - und wir lassen kein Kind und keine Familie alleine, auch wenn es zu heftigen Krisen kommen sollte.

Warum wenden wir uns an Regenbogenfamilien?

Die Kinder, für die bei uns angefragt wird, mussten meist schwierige Erfahrungen mit „Familie“ bzw. deren leiblichen Eltern(-teilen) machen. Aus unserer Sicht sind daher häufig mehr Beziehungshürden zu überwinden, wenn sie dann in ähnlichen Familienkonstellationen wie denen, die sie erlebt haben, untergebracht werden. Männer*- und Frauen*-Paare sind ein anderer „Neustart“, das Projizieren der alten Muster und Erfahrungen auf die Rolle „Eltern“ gelingt (glücklicherweise) weniger und die Kinder haben dadurch die Chance mit weniger „emotionalen Umwegen“ in Beziehung zu den Menschen zu gehen, die nun ihre Familie sind.

Natürlich ist auch uns klar, das „bunt“ nicht „einfacher“ ist. Den oben beschriebenen Aspekt halten wir für äußerst hilfreich, da die Beziehungsthematik die zentrale Komponente in jeglicher Art Familie darstellt - aber dafür gibt es als „Regenbogenfamilie“ natürlich andere Herausforderungen. Die Arbeit mit „Pflegefamilien“ ist extrem individuell, die Themen und Herausforderungen sind es auch, daher macht die Begleitung von Regenbogenfamilien aus unserer Sicht im Alltag und in der Zusammenarbeit praktisch keinen Unterschied.

Warum Köln?

Unser Träger sitzt in Düsseldorf und Essen, wir arbeiten aktuell mit Familien vom Niederrhein bis zum Westerwald. Die Begleitung dieser Familien machen zwei Kolleginnen von uns. Da wir im Bergischen bzw. in Köln leben fangen wir in Köln mit der „bunten Kooperationssuche“ an.

Kontakt

Tanja Heidtmann 

Tel: 0211 - 8800077

Mail: info@trotzdem-ev.de

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Kommentare: 2
  • #1

    Heike schenkewitz (Freitag, 15 Februar 2019 10:45)

    Super toll
    Ich hoffe es kann vielen Kindern dadurch ein zu Hause wie es sein sollte gegeben werden.

  • #2

    Bärbel (Freitag, 15 Februar 2019 14:36)

    Danke für den Artikel. Das ist eine gute Sache. Wir überlegen das uns schon eine längere Zeit und durch das Lesen des Textes haben wir neue Energie bekommen.