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Queer­freundliche Ärzt*innen finden mit Queermed

Diskriminierung im Gesundheitswesen findet statt. Auch in der Kinderwunschphase, in der Geburtsvorbereitung, unter der Geburt und danach. Queermed Deutschland unterstützt dabei, dass Menschen sensibilisierte und queerfreundliche Praxen finden können.

Denn alle Menschen haben ein Anrecht, gesund zu sein. Und keine Schmerzen zu haben. Durch unser Leben gehen zu können ohne starke gesundheitliche Einschränkungen. Sowohl körperlich als auch mental. Kinder zu bekommen oder eben nicht.

Eigentlich verfügen wir in Deutschland über viele Ärzt*innen und Therapeut*innen in den verschiedensten Fachrichtungen. Jedoch sieht die Realität leider so aus, dass etwa ¼ aller Teilnehmenden einer Studie von 2017 der Antidiskriminierungsstelle des Bundes sagen, dass sie während der Inanspruchnahme von gesundheitlicher Versorgung diskriminiert worden sind. 

Ein Situationsbeispiel: Eine Frau sitzt bei ihrer Gynäkologin und möchte gerne mehr über Kinderwunschoptionen erfahren, jedoch spricht die Gynäkologin die ganze Zeit von ihrem Partner in männlicher Form. Wann ist der richtige Moment, anzusprechen, dass sie eigentlich mit ihrer Partnerin einen Kinderwunsch hat? Wie würde die Situation für eine trans* Person aussehen?

Medizinische Dienstleistungen mangelt es an Queersensibilität

Die aktuelle Medizin ist weiterhin sehr weiß, heterosexuell, männlich und nicht-behindert. Dementsprechend sind alle Menschen, die diesem Bild nicht entsprechen unsichtbar. Darüber hinaus fehlt an vielen Stellen die Empathie und das Verständnis behandelnder Personen mit Menschen, die Diskriminierungserfahrungen machen. Für queere Menschen in der Kinderwunschphase, aber auch in Geburtsvorbereitungs- und in Rückbildungskursen, in PEKIP- oder Pikler-Baby-Kursen ist es extrem wichtig, dass Ärzt*innen, Geburtshelfer*innen und Baby-Kursgebende nicht unausgesprochen davon ausgehen, dass alle Patient*innen heterosexuell und cis sind.

Nicht nur das häufige Fehlen von nicht-heteronormativen Auslegematerialien in Praxen, Kliniken und Familienbildungsstätten sind ein Problem. Wir (werdenden) Regenbogenfamilien wünschen uns Unterstützung, Respekt und Empathie im Umgang mit uns und unserer Familiensituation. Wir möchten uns nciht erklären müssen. Wir möchten, dass sich medizinische Fachkräfte fortbilden und sensibilisieren. Auch das Thema sensibilisierter Hebammen* ist wichtig in der queeren Community. Zu dieser Erkenntnis kam auch eine deutschlandweite Online-Umfrage zum Thema „Queer und Schwanger.

Queermed hilft queerfreundliche Praxen zu finden

An dieser Situation kann - zumindest zum Teil - das deutschlandweite Verzeichnis für queerfreundliche und sensibilisierte Ärzt*innen, Therapeut*innen und Praxen helfen: Queermed Deutschland. Entstanden durch das österreichische Pendant und Support durch Gynformation, weist Queermed Deutschland auf verschiedenste Fachbereiche und Personengruppen, die auf der Suche nach diskriminierungssensibler Fachhilfe sind.

Mittlerweile gibt es um die 800 Einträge und die Suche ist auch auf Englisch verfügbar. Durch den Input von Empfehlenden im Fragebogen erweitert und verbessert sich dieser stetig. Neben den Filterkategorien Sprache, Grad der Barrierefreiheit, Stadt und Fachgebiet können auch die Besuchsgründe gefiltert werden.

Wie können wir neben dem Hinweis auf Safer Spaces noch dafür sorgen, dass mehr Menschen respektvollen Umgang in ihrer Gesundheitsversorgung erhalten?

Neben der Arbeit bei Queermed gibt es weitere Organisationen wie die - meist an Universitäten gebundenen - Kritischen Mediziner*innen, die eine Veränderung und Diversifizierung des Hochschulunterrichts fordern und freiwillige Veranstaltungen innerhalb der Semester anbieten. Gleichzeitig gibt es bereits aktiv praktizierende Behandler*innen wie beispielsweise verschiedene Hebammenkollektive in Hamburg, Berlin, oder Köln, welche speziell die Bedürfnisse von queeren Menschen ansprechen und diese unterstützen.

Dennoch: Immer noch ist die fehlende Barrierefreiheit innerhalb von Praxen ein großes Problem. Viele Praxen haben Hindernisse, von fehlender Zugänglichkeit für Rollstuhlnutzer*innen bis hin zu fehlenden Möglichkeiten für gehörlose oder blinde Menschen, sich mit wenigen Barrieren auf die Praxissuche zu begeben.

In einer idealen Welt bräuchte es diese zusätzlichen Bedürfnissorte nicht. In einer idealen Welt, könnten wir alle einfach die nächstbeste Praxis in der Nähe unserer Wohnung oder unseres Arbeitsplatz wählen.

geschrieben von Sara Grzybek


 

Über die*n Autor*in: 

Sara Grzybek, geboren 1992 in Wroclaw, Polen, ist Gründer*in und das “Team” des Projekts, aktuell wohnhaft in Köln.

 

Queermed-deutschland.de

 

 


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